Vorwarnung: Hier wird es ziemlich theoretisch… aber dafür umso interessanter!
Um zu wissen, auf welchem „Count“ (also Takt) man tanzt, ist es zunächst einmal wichtig zu wissen, wo überhaupt die „1“ ist. Salsa ist ein Tanz im 4/4-Takt. Der Musiker kann also durch das Lied hinweg zählen: „1, 2, 3, 4 – 1, 2, 3, 4“ usw.
Tänzer machen aus zwei Takten eine Sequenz, sie zählen also „1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 – 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8“ usw.
Salsa Tänzer im Speziellen zählen bedingt durch die zwei Pausen, die während einer Grundsequenz entstehen: „1, 2, 3, -, 5, 6, 7, – 1, 2, 3, – , 5, 6, 7, – “ usw.
Salsa wird – egal welchen Stil man tanzt – durch gelaufene vorwärts und rückwärts gerichtete Schritte getanzt. Dabei gibt es pro Sequenz zwei Richtungswechsel: von vorwärts nach rückwärts und wieder von rückwärts nach vorwärts.
Tänzer, die Salsa „auf der 1“ tanzen, haben ihren ersten Richtungswechsel in einer Sequenz zwischen den Counts 1 und 2.
Für Männer bedeutet das, dass mit dem linken Fuß mit der 1 nach vorn getanzt wird, während der rechte Fuß mit der 2 schon wieder zurück setzt. Frauen setzen mit dem rechten Fuß mit der 1 zurück und tanzen mit der 2 mit dem linken Fuß wieder nach vorn. Für beide erfolgt der erste Richtungswechsel der Sequenz also zwischen der 1 und der 2. Nun müssen beide natürlich noch ihre Schritte zu Ende setzen, damit die ganze Sequenz von 1 bis 8 durchtanzt ist. Das bedeutet Tanzen „auf der 1“.
Folgerichtig heißt dann Tanzen „auf der 2“, dass der erste Richtungswechsel der Grundsequenz für die Tänzer zwischen der 2 und der 3 liegt.
In Worten ausgedrückt heißt das für den Mann: Mit der 1 geht der linke Fuß nach hinten, mit der 2 geht der rechte Fuß ebenfalls nach hinten. Nun folgt der Richtungswechsel und mit der 3 tanzt der linke Fuß nun nach vorn.
Die Frau hingegen geht mit der 1 mit dem rechten Fuß nach vorn. Der linke Fuß folgt mit der 2 ebenfalls nach vorn. Mit der 3 geht der rechte Fuß nach hinten und schon ist der erste Richtungswechsel vollzogen. Natürlich müssen auch hier noch alle Schritte bis 8 zu Ende getanzt werden. Das bedeutet Tanzen „auf der 2“.
In den meisten Ländern ist es eher üblich, den Linienstil zunächst „auf der 1“ zu lernen und später bei Interesse zum „auf der 2“ Tanzen überzugehen. Es gibt aber auch Länder und Städte, da ist es genau umgekehrt und das Tanzen „auf der 2“ ist weitaus verbreiteter. So z.B. in den Niederlanden, in Paris und in New York.
Die Figuren sind durchaus von 1 auf 2 und umgekehrt übertragbar und fast alles, was sich auf die eine Weise tanzen lässt, lässt sich auch auf die andere Weise tanzen. Wenn man schon eine Weile „auf der 1“ getanzt hat, ist es am Anfang gar nicht so einfach, sich auf das Tanzen „auf der 2“ einzulassen. Es bedarf ein wenig Geduld und Übung, bis man besser hört, worauf es ankommt und nicht immer automatisch „auf die 1 zurückrutscht“.
Lasst Euch nicht entmutigen und traut Euch ruhig zu, Euren Horizont zu erweitern. Besonders schön ist es, wenn man auf Kongressen, auf denen sich Tänzer aus der ganzen Welt tummeln, mit unterschiedlichen Menschen die verschiedensten Stile tanzen kann.
Auch hier gilt wieder: Grundsätzlich lässt sich alles auf alles tanzen. Also jeder Stil zu jeder Art von Musik. Es gibt aber auch hier wieder Lieder, die sich besonders dafür eignen, „auf der 2“ betanzt zu werden – dann spürt man oft, wie man sich richtig im „Flow“ befindet. Ein schönes Gefühl.
Tanzen „auf der 2“ hat eine andere Dynamik als das Tanzen „auf der 1“. Dadurch, dass der Richtungswechsel an einer anderen Stelle liegt, liegt auch die Pause an einer anderen Stelle des Schrittmusters, als beim Tanzen „auf der 1“. Das bedeutet, dass man an Stellen, wo man „auf der 1“ mehr Zeit hat, schneller sein muss und an Stellen, die man „auf der 1“ schnell tanzen muss, hat man mehr Zeit und kann die Bewegung länger auskosten. Je geübter Ihr werdet und je öfter Ihr beide Arten tanzt, desto mehr könnt Ihr damit spielen.